Kriegswunden: Armut und Cholera
Der Krieg von 1866, dessen entscheidende Schlacht auf dem Chlum bei Königgrätz stattfand, brachte den dortigen Gemeinden nur Armut und in den anschließenden Wochen auch Krankheiten. Die Plagen des Kriegsjahres bekamen die Dorfbewohner bereits bei der Ankunft der beiden Armeen zu spüren. Die Soldaten nahmen ihnen die Lebensmittel, das Vieh und die Fuhrwerke weg. Die Soldaten hatten die Pflicht, für die Vorräte der Ortsansässigen zu bezahlen oder ihnen Quittungen auszustellen, aber das funktionierte nur zu Beginn des Krieges.
Eine Woche vor der Entscheidungsschlacht gruben die Menschen ihr wertvolles Vermögen in die Erde ein, sie luden Bettdecken und Möbel auf die Fuhrwerke, dann nahmen sie ihr Vieh und flüchteten südwärts oder versteckten sich in den Wäldern. Die Soldaten, die durch das Land zogen, fanden meist verlassene Dörfer vor. Als die österreichischen Abteilungen einige Tage vor der Schlacht in Kukleny ihr Lager aufschlugen, errichteten sie in den Gärten ihre Zelte und unterhielten die ganze Nacht über Feuer. In wenigen Tagen waren alle Türen der Gebäude, alle Tore der Ställe und alle Zäune der Umgebung verschwunden.
Diejenigen Dörfer, die vom Kriegsgeschehen betroffen waren, gaben ein erbärmliches Bild ab. Die Gebäude waren geplündert, die Ernte auf den Feldern vernichtet, die Einwohner verloren ihre Haustiere und Möbel. Die preußische Armee, die nach der Schlacht über mehrere Wochen an Ort und Stelle geblieben war, nahm einfach alles, was essbar war. Aufgrund der Tatsache, dass auf den Feldern Pferdekadaver geblieben waren, begannen sich Krankheiten auszubreiten. Die gefürchtete Cholera tauchte zum ersten Mal unter den preußischen Soldaten auf und breitete sich danach in der Bevölkerung aus.
Die Cholera, die im Laufe der Monate Juli und August des Jahres 1866 beinahe jede Gemeinde in der Region rund um Königgrätz getroffen hatte, wurde nicht allein durch die Kriegsereignisse verursacht. Sie griff in ganz Europa um sich. Sie breitete sich nach dem Jahr 1863 von den indischen Häfen über den Nahen Osten, den Balkan und Frankreich bis nach England aus. Im Jahre 1865 tauchte sie in Deutschland auf, und mit der preußischen Armee gelangte sie nach Böhmen und Mähren.
„Die Cholera verschonte niemanden. Die Krankheit hatte einen kurzen und schnellen Verlauf. Am Abend erfreute sich ein Mensch bester Gesundheit, und am Morgen war er tot. Es waren traurige Zeiten, als ein Mensch nach dem anderen starb. Allein in Všestary starben innerhalb von wenigen Wochen 25 Menschen an der Cholera“, heißt es im Gedenkbuch von Všestary.